Reaktionen auf meinen Kommentar zum Tweet der Kölner Polizei

4. Januar 2017

In Reaktion auf meine Kritik zur Verwendung des Begriffs „Nafri“ erreichen uns viele unterschiedliche Kommentare. Ich möchte Ihnen und euch deshalb meine Position erklären. Folgende Nachricht habe ich an diejenigen gemailt, de bei mir nachgefragt haben.
Vielen Dank für ihre Reaktion auf meinen Kommentar auf der Socialmedia Plattform Twitter, den der SHZ in ihrer gestrigen Berichterstattung zeitversetzt aufgegriffen hat.
Es ist immer besser in den Dialog zu gehen als sich über Äußerungen still zu ärgern.
Der Begriff *Nafri* wird im Internet von Rechtsradikalen und Nazis für diskriminierende Zwecke aller Menschen die aus nordafrikanischen Staaten kommen verwendet. Es wird nicht unterschieden und es entsteht der Eindruck, wenn man den Begriff nur im negativen Kontext verwendet, dass alle Menschen, die aus diesen Staaten kommen, gleich wären. Das ist verletzend und diskriminierend. Eine Menschengruppe wird somit pauschal für das Fehlverhalten einer leinen Gruppe von Einzelpersonen in Geiselhaft genommen. Meine Klassifizierung des Begriffs „Nafri“ als „Nazi Vokabular“ entspringt der Verwendung des Begriffs durch Rechtsradikale im Internet. Ich wollte zur Debatte anregen und vor Verharmlosung warnen. Man hätte dafür aber auch andere Beschreibungen finden können, das gestehe ich gerne ein.
Polizeikommunikation muss hohen Ansprüchen genügen, gerade weil unsere Polizei Autorität für ihre wichtige Arbeit benötigt. Der Begriff eignet sich deshalb aus meiner Sicht nicht für offizielle Kommunikation von Sicherheitsbehörden.
Das hat der Kölner Polizeipräsident ja auch eingestanden (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/koeln-polizeipraesident-bedauert-nafri-tweet-der-polizei-a-1128215.html), mein Tweet stammt aus der Zeit vor der Stellungnahme des Polizeipräsidenten. Für mich zeigt es, dass der Kölner Polizeipräsident sensibilisiert ist und mehr Problembewusstsein hat, als einige Menschen die im Internet jegliche Kritik an Sicherheitsbehörden unsachlich verdammen. Meine Kritik bezog sich auf den Tweet der Kölner Polizei und nicht auf den Einsatz. Aufmerksam gemacht worden bin ich auf den Tweet der Kölner Polizei im übrigen durch einen Polizisten aus Berlin, mit dem ich eng befreundet bin und der sich bei mir über die diskriminierende Sprache seiner KollegInnen beschwerte. Politik muss Fragen an Polizeiverhalten stellen dürfen und diese zur Diskussion stellen. Das gehört in einem demokratischen Rechtsstaat dazu. Ich habe mehrere Polizistinnen in meiner Familie und habe mehrfach die Flensburger Polizei im Schichtdienst begleitet. Da ist sehr viel Verständnis für deren harte Arbeit bei mir entstanden. Deshalb richtet sich meine Kritik nicht pauschal gegen unsere gut arbeitende Polizei. Sie haben unsere Unterstützung verdient. Als Abgeordneter habe ich in den letzten Jahren für mehr Stellen bei der Polizei sowie der Erhöhung von Zulagen für PolizistInnen im Schichtdienst gestimmt.
Trotzdem bleibt es meine Aufgabe als Abgeordneter in einem Rechtsstaat, kein blindes Verhältnis zu anderen wichtigen Instanzen in unserem Staat zu entwickeln und Kritik zu äußern, wo es mir angemessen erscheint. Die Journalistin Lisa Caspari hat zu dieser Frage auf Zeitonline einen Artikel veröffentlicht, auch dieser Artikel ist lesenswert und hat meine Zustimmung (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-01/simone-peter-die-gruenen-koeln-silvester-polizei-kritik)..
Den Polizeieinsatz in Köln finde ich im übrigen sehr nachvollziehbar, die pauschale Kritik einiger Grüner Kollegen teile ich nicht. Wenn Sie ernsthaftes weiteres Interesse an der Thematik haben, kann ich Ihnen dazu folgendes Interview mit meiner Grünen Bundestagskollegin Irene Mihailic nahelegen. Sie ist selbst Polizistin, ihre Antworten in dem Interview teile ich uneingeschränkt (https://www.welt.de/politik/deutschland/article160782417/Ich-kann-kein-Racial-Profiling-erkennen.html).
Ich hoffe ich konnte Ihnen meine Position, auch wenn sie vermutlich anderer Meinung sind, etwas näher bringen.
freundliche Grüße
Rasmus Andresen
PS: Die Debatte zu Racial Profiling ist in Deutschland zwar nicht neu, wird aber ganz anders geführt als bspw. in Ländern wie die USA, wo es damit mehr Erfahrung gibt. Auch wenn ich nicht jede Position im folgenden TAZ Artikel teile, kann ich den Inhalt zur Erweiterung unserer eigenen Perspektive sehr empfehlen.
http://taz.de/Debatte-Silvester-in-Koeln/!5367432/