#saveEUculture: Aufruf zur Unterstützung der fraktionsübergreifenden Kampagne für die Kultur- und Kreativbranche

2. April 2020

Offener Brief an die EU-Kommission und die EU-Mitgliedstaaten,
mit der Forderung nach Unterstützung für die Kultur- und Kreativbranche, insbesondere Kulturschaffende, die von der COVID-19-Krise betroffen sind

Die Kultur- und Kreativbranche in ganz Europa ist von der COVID-19-Pandemie hart getroffen. Live-Veranstaltungen und -Aufführungen mussten abgesagt werden, während die meisten Kulturstätten gezwungen waren, ihre Türen zu schließen. Kulturschaffende sind stark betroffen vom Wegfall ihrer Ausstellungs- und Aufführungsmöglichkeiten. In Sektoren, die durch Selbständigkeit, Freiberufler und Arbeitsplatzflexibilität gekennzeichnet sind, in Verbindung mit einem geringen oder fehlenden Zugang zu Sozialleistungen, stellen Einkommensverluste eine unmittelbare und sofortige Bedrohung für die Existenz von Autoren, ausübenden Künstlern und allen Kulturakteuren dar, von denen viele bereits lange vor der derzeitigen Notlage mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

In Krisenzeiten ist Kultur wichtiger denn je. Für Millionen von Bürgern, die derzeit zuhause eingesperrt sind, sind es Musik, Filme, Bücher und Online-Darbietungen, die eine Quelle für Trost und Hoffnung darstellen. Diese sind ein wesentlicher Faktor des psychischen Wohlbefindens und spielen eine Schlüsselrolle bei der Stärkung des Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühls unserer Gesellschaft. Ohne sofortiges Handeln werden sich die negativen Konsequenzen dieser Krise auf viel mehr als unsere Wirtschaft auswirken. Möglicherweise werden wir uns von diesem „Kulturschock“ viele Jahre lang nicht erholen können und einen beträchtlichen Teil des Reichtums und der Vielfalt der europäischen Kulturszene verlieren.

Es ist unsere Verantwortung, das kulturelle Ökosystem und die Kreativen in ganz Europa zu schützen und zu unterstützen, damit sie in diesen schwierigen Zeiten und in Zukunft weiterhin Kultur schaffen können.

Wir fordern die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten auf, in koordinierter Weise unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen und alles zu tun, um die negativen Folgen der COVID-19-Krise für die Kultur- und Kreativbranche, insbesondere unabhängige Kulturschaffende sowie kleine und mittlere Unternehmen und Verbände, abzumildern. Proaktive, groß angelegte und integrierte Maßnahmen in allen Politikbereichen sind
notwendig, um sowohl kurz- als auch langfristig eine starke und nachhaltige Wirkung zu erzielen.

Kurzfristig fordern wir folgende sofortige und unbürokratische Initiativen:

 Finanzielle Hilfen für den Kultur- und Kreativsektor und das ganze kulturelle Ökosystem, auch durch die Corona Response Investment Initiative‚ und zwar proportional zur Größe der Branche in unserer Wirtschaft.

 Sicherstellung des Zugangs zu Arbeitslosenhilfe und anderen Sozialleistungen für alle Kulturschaffenden, unter besonderer Berücksichtigung von Freiberuflern, Selbstständigen und anderen in atypischen Beschäftigungsformen, einschließlich Kulturschaffenden aus kulturellen Minderheiten, und Gewährleistung von Entschädigungen für den Wegfall ihrer Einkommen.

 Bereitstellung von Soforthilfe für Kulturschaffende, insbesondere unabhängige, sowie für kleine und mittlere Kulturunternehmen, z. B. in Form von Steuererleichterungen, Darlehen, (Kleinst-)Krediten, Entschädigungen für Verluste und nicht erstattungsfähige Kosten.

 Umsetzung steuerlicher Maßnahmen, um den Druck auf die Kultur- und Kreativbranche zu verringern und einen Aufschwung beim Konsum kultureller Dienstleistungen herbeizuführen.

Sobald die COVID-19-Krise überwunden ist, erwarten wir von der EU:

 Einrichtung eines mit angemessenen Mitteln ausgestatteten Konjunkturpakets für Kulturschaffende in ganz Europa, um die langfristigen Auswirkungen auf die Kultur- und Kreativbranche zu bewältigen. Dieses Paket sollte auch rechtliche Erleichterungen für die Mobilität von Künstlern und ihren Werken umfassen, etwa in Bezug auf Besteuerung und Visabestimmungen.

 Schutz der Kultur- und Kreativbranche vor künftigen Schocks, insbesondere durch Stärkung ihrer sozialen Dimension und durch Anpassung der Vorschriften über soziale Sicherheit und Arbeitnehmerrechte unter Berücksichtigung der Vielfalt der Beschäftigten in der Branche.

 Aufstockung der öffentlichen Mittel für Kunst und Kultur bei gleichzeitiger Sicherstellung ihres Zugangs zu anderen Finanzierungsquellen, etwa durch Stärkung der Verfügbarkeit der CCS Guarantee Facility.

Auch der Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) ist ein wichtiges Instrument zur Unterstützung und Wiederbelebung der Kultur- und Kreativbranche. Wir fordern eine rasche Annahme eines ehrgeizigen MFR mit stärkerer Investition in Kunst und Kultur über die Rubrik Kohäsion und Werte.

Kultur stärkt die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften in beispiellosen und schwierigen Zeiten. Werden wir in der Lage sein, die Kultur- und Kreativbranche und die Kulturschaffenden vor den
verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen dieser Krise zu schützen?