Grußwort als Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages beim Jahresempfang der BEI SH
Es gilt das gesprochene Wort.
Es ist gut zu spüren, dass in Zeiten in denen globale Fragen als populistisch diskutiert werden und Nationalismus zunimmt, sich viele Menschen ganz konkret für eine nachhaltige Welt engagieren.
Wir freuen uns, dass Sie so kurz vor der wichtigen Bundestagswahl und gleich zum Auftakt der 19. Legislaturperiode den Austausch suchen.
Es ist wichtig sich darüber auszutauschen, welchen Beitrag wir alle gemeinsam konkret vor Ort wir leisten können um globale Herausforderungen wie den Klimawandel, die Armutsbekämpfung oder auch die Einhaltung der universellen Menschenrechte anzugehen.
Fast auf den Tag genau, vor zwei Jahren, am 25. September 2015, verabschiedeten die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030.
17 ambitionierte und unterstützenswerte Oberziele mit 169 konkreten Zielvorgaben für eine bessere Welt im Jahre 2030.
Diese Ziele sind ein Auftrag an alle Verantwortlichen in der Welt. Sie machen nicht vor Nationalstaaten halt. Sie unterscheiden nicht nach Land oder Kontinent, auch nicht zwischen arm und reich.
Im Gegenteil: Diese Nachhaltigkeitsziele gehen uns alle an. Egal ob wir in New York, in Brüssel, in Berlin, in Kiel oder auf Hallig Gröde oder sonst wo auf der Welt leben.
Die Agenda 2030 beschränkt sich eben nicht nur auf Entwicklungszusammenarbeit. Vielmehr hat sie die Welt als Ganzes im Blick und fordert uns auf diese regional auszugestalten.
Für diese „Transformation unserer Welt zum Besseren“ – wie es im Titel der Agenda 2030 heißt – brauchen wir auch das Pariser Klimaabkommen.
Beide Abkommen müssen wir miteinander denken.
Auch wenn die USA mittlerweile beim Klimaabkommen nicht mehr mit an Bord ist, so ändert die amerikanische Entscheidung nichts an der Verantwortung der Staatengemeinschaft insgesamt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu reduzieren.
Wir müssen alles dafür tun, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Ansonsten werden wir auch die Agenda 2030 nicht erfolgreich umsetzen können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
der Titel eines Vortrages, den wir heute Abend noch hören werden, beschreibt die enorme Dimension dieser Ziele treffend: „Großbaustelle Nachhaltigkeit“.
Diese Ziele haben es in der Tat in sich. Ihre Umsetzung ist eine riesige Großbaustelle. Weil sich diese Ziele nun einmal nicht von allein erreichen, braucht es enorme Kraftanstrengungen.
Aber: In ihnen steckt auch enormes Potenzial, das wir nicht vergeben dürfen.
Jede Region, jedes Land ist dabei ein kleines, aber wichtiges Puzzleteil.
Nur gemeinsam können wir diese Ziele schaffen.
Ein Leben in Würde – das soll endlich allen Menschen möglich sein. So wie es seit 1948 in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben ist und wir es auch in unserem Grundgesetz – ebenfalls in Artikel 1 – festgeschrieben haben.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ – so steht es seit fast 70 Jahren in der Allgemeinen Erklärung für Menschenrechte.
Aber noch immer leben Menschen in vielen Teilen der Welt in Armut und Hunger, sind Krankheitsrisiken ausgesetzt und haben keinen Zugang zu sauberem Wasser oder einer funktionierenden Gesundheitsversorgung.
Noch immer haben zu viele junge Menschen auf der Welt keine Schul- oder Berufsausbildung.
Noch immer werden Mädchen und Frauen aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert.
Die globalen Nachhaltigkeitsziele müssen erreichen, dass sich genau diese Zustände ändern. Und das nicht irgendwann, sondern ganz konkret und jetzt
Eines haben die 17 Nachhaltigkeitsziele gemein: Immer steht der Mensch im Mittelpunkt, ganz gleich, auf welchem Kontinent oder in welchem Land er lebt.
Unsere Aufgabe, von Parlament und Zivilgesellschaft, ist es auch für Schleswig-Holstein zu definieren, wie wir die Nachhaltigkeitsziele für unser Land konkretisieren.
So ist zum Beispiel in Ziel 11 festgeschrieben, „bis 2030 die von den Städten ausgehende Umweltbelastung pro Kopf“ zu senken. Dabei soll besondere Aufmerksamkeit auf die Luftqualität gelegt werden.
Die Diskussionen der vergangenen Wochen um erhöhte Stickstoffwerte und die schlechte Luftqualität am Kieler Theodor-Heuss-Ring zeigen, welche Relevanz die globalen Nachhaltigkeitsziele auch für uns haben.
Das Ziel 12 – „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“ – ist ein weiteres Ziel, an dem wir in Schleswig-Holstein intensiv arbeiten müssen. Es ist eine traurige Tatsache: Noch immer landen bei uns zu viele Lebensmittel auf dem Müll.
Allein in deutschen Privathaushalten gibt es jährlich rund 3,5 Millionen Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle.
Gerade bei der Nahrungsmittelverschwendung können wir also alle einen Beitrag leisten, damit sich diese bis 2030 weltweit halbiert, so wie es die Agenda 2030 vorsieht.
Auch bei der Bekämpfung des Klimawandels und dem Schutz der Ozeane, Meere und Meeresressourcen können und haben wir als Land, das von zwei Meeren umgeben ist, eine besondere Verpflichtung.
Das Thema Plastikmüll im Meer ist eines, das uns auch als Landtag in den letzten Jahren sehr beschäftigt hat. Schätzungen zufolge landen jedes Jahr zwischen fünf und 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle im Meer.
Dass immer mehr Geschäfte hierzulande auf Plastiktüten verzichten, ist ein wichtiger Schritt.
Diese Aufgabe betrifft uns ganz konkret.
Bis 2025 soll – so sieht es eine entsprechende EU-Richtlinie vor – der Verbrauch von Plastiktüten auf 40 Tüten pro Person und Jahr reduziert werden.
Zum Vergleich: EU-weit liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch derzeit bei 200 Tüten. In Deutschland sind wir schon ein Stück weiter: Hier liegt er bei 75 Tüten.
Genauso sind wir in der Pflicht daran zu arbeiten, die Artenvielfalt in Schleswig-Holstein zu erhalten und zu fördern.
Und so gibt es viele weitere Ziele, an denen wir alle in Schleswig-Holstein aktiv mitarbeiten können und auch müssen.
Meine Damen und Herren,
seit dem 25. September 2015 sind bereits zwei Jahre ins Land gegangen; 13 Jahre haben wir noch, um die Ziele zu erfüllen. Die Zeit läuft.
Allen Akteuren und Verantwortlichen, die heute Abend hier sind und an der Umsetzung der SDGs arbeiten, sei an dieser Stelle ein kräftiges Dankeschön gesagt.
Das Land braucht Menschen wie Sie und Organisationen wie Ihre, sonst werden wir die UN Nachhaltigkeitsziele nicht einhalten.
Oder um es mit Bertold Brecht zu sagen:
“ Ändern wir die Welt, Sie braucht es.“
Ich wünsche Ihnen und uns allen einen interessanten und bereichernden Abend.