Studie belegt: Regional- und Minderheitensprachen brauchen mehr Aufmerksamkeit
Brüssel, 15.03.2023
10 Jahre später haben nun mehrere Europaabgeordnete, darunter auch François Alfonsi und der schleswig-holsteinische Abgeordnete Rasmus Andresen, eine Studie in Auftrag gegeben, die die Unterstützung der EU für Regional- und Minderheitensprachen untersucht und konkrete Handlungsempfehlungen gibt.
Der schleswig-holsteinische Europaabgeordnete der Grünen, Rasmus Andresen, kommentiert die Ergebnisse:
“Die Studie zeigt deutlich, dass Regional- und Minderheitensprachen in den Prioritäten und Initiativen der EU-Kommission keine Rolle spielen und, wenn überhaupt, nur in politischen Erklärungen auftauchen. Regional- und Minderheitensprachen verschwinden in der EU aber in alarmierender Geschwindigkeit und wir benötigen in diesem Bereich dringend mehr Maßnahmen.
Dass die Kommission wiederholt mit ihrer fehlenden Zuständigkeit argumentiert, hilft keiner Sprache, wenn sie irgendwann nicht mehr gesprochen wird. Wenn Sprachen aussterben, ist unsere europäische kulturelle Vielfalt in Gefahr.
Der Verlust sprachlicher Vielfalt ist unumkehrbar.
Dass innerhalb des derzeitigen EU-Rechtsrahmens aber auch Initiativen auf europäischer Ebene möglich sind, zeigt die 2022 von der Kommission veröffentlichte Aufforderung zum Schutz der am meisten gefährdeten Sprachen in Europa im Rahmen des Förderprogramms Horizon Europe. Auch wenn es bisher keinen größeren politischen Ansatz für den Schutz von Regional- und Minderheitensprachen gibt, sollten wir versuchen, diese Aufforderung nicht isoliert, sondern als Teil eines umfassenderen politischen Konzepts zu betrachten, das es nun mit Inhalten zu füllen gilt.
Bisher sind Regional- und Minderheitensprachen aus Initiativen und Programmen, die vor allem auf die 24 Amtssprachen zielen, ausgeschlossen. Besonders deutlich wird dies bei digitalen Angeboten und Diensten.
Die Kluft zwischen den Sprachen wächst und kleine Regionalsprachen konkurrieren, auch finanziell, mit ungleich größeren Amtssprachen der EU.
Wir müssen es schaffen, Regional- und Minderheitensprachen in alle Initiativen der Kommission stärker einzubeziehen.
Die Frage der Machbarkeit ist dabei vor allem auch eine Frage des politischen Willens.
In der Diskussion um die Minority SafePack Initiative hat zumindest das Europäische Parlament wiederholt deutlich gemacht, dass eine fraktionsübergreifende stabile Mehrheit hinter den Forderungen der Bürger*inneninitiative und einer aktiven Sprachenpolitik der EU steht.”
Im Anhang finden Sie die Studie “Assesing the European Union’s support to Regional and Minority Languages – 10 years after the Alfonso Resolution (2013-2023).
Aufforderung zum Schutz der am meisten gefährdeten Sprachen in Europa im Rahmen des Förderprogramms Horizon Europe: https://cordis.europa.eu/programme/id/HORIZON_HORIZON-CL2-2022-HERITAGE-01-01/de