Rede und PE Bestehende Instrumente weiterentwickeln
Dazu sagt der sportpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Rasmus Andresen:
Berufliche Perspektiven für Spitzensportler*innen:
Bestehende Instrumente weiterentwickeln
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sport hat eine hohe Bedeutung für unsere Gesellschaft. Dies gilt für einen persönlich wie für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft insgesamt. Die laufende Erarbeitung des Zukunftsplans „Sportland-Schleswig-Holstein“, die wir uns auf die Fahnen geschrieben haben, zeugt davon, was für eine große Rolle dieses Thema für unsere Koalition spielt.
Wir Grüne legen bei der Sportförderung einen Schwerpunkt auf den Breitensport. Dass die Wirkung von Breiten-, Spitzen- und Profisport miteinander verzahnt ist, wird durch den Antrag der SPD sehr deutlich. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat im Oktober 2018 die Sonderpublikation „Die Lebenssituation von Spitzensportlern und -Sportlerinnen in Deutschland“ herausgebracht. Diese Studie belegt eindrucksvoll, welche Belastungen Spitzensportler*innen in Kauf nehmen, um ihren Sport ausüben zu können.
Die befragten Athleten*innen arbeiten im Durchschnitt 56 Stunden in der Woche, 32 Stunden gehen für den Sport drauf und 24 Stunden für die Erwerbsarbeit. 1.560 Euro im Monat haben Athlet*innen im Durchschnitt als Einkommen. Viele müssen ihre Stipendien durch Erspartes oder Zuschüsse von Verwandten oder Freund*innen aufbessern. Setzt man die monatlichen Einnahmen und den Zeitaufwand für Sport, Beruf und Ausbildung in Relation, ergibt dies einem kalkulatorischen Stundenlohn von 7,41 Euro, also deutlich unter dem Mindestlohn in Deutschland.
Gleichzeitig ist Spitzensport zu betreiben in vielen Sportarten nicht nur zeitlich aufwendig, sondern auch sehr teuer. Mehrere tausend Euro können je nach Sportart pro Sportler*in anfallen.
Und auch wenn es dem öffentlichen Bild von Spitzensportler*innen nicht entspricht, es zeigt: Man muss es sich leisten können, eine Karriere als Spitzensportler*in anzutreten. Spitzensportler*innen, mal abgesehen von männlichen Fußballprofis, können von ihrem Sport allein eher selten leben. Und nach Beendigung der sportlichen Karriere liegen noch ungefähr 30 Jahre Berufsleben vor ihnen. Sie müssen sich also schon frühzeitig um eine berufliche Karriere neben dem Sport kümmern. Das Ziel des SPD-Antrages, Spitzensportler*innen eine sichere berufliche Perspektive außerhalb des Leistungssports zu bieten, unterstützen wir Grüne. 70 Prozent der Spitzensportler*innen entscheiden sich für ein Studium. Wir brauchen aber auch mehr Möglichkeiten im Ausbildungsbereich, um Spitzensportler*innen eine Karriere zu ermöglichen.
Die Möglichkeiten, die Bundes- und Landespolizei jungen Sportler*innen geben, sind großartig. Es muss aber auch Alternativen geben. Gerade weil Spitzensportler*innen eine Vorbildfunktion für viele einnehmen, ist auch der Staat in der Verantwortung. Viel mehr Unterstützung verdienen auch die paralympischen Sportler*innen.
Liebe SPD,
Sie schlagen nun als konkrete Maßnahme unter anderen die Schaffung von fünf Förderstellen in möglichst unterschiedlichen Bereichen des Landesdienstes vor. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Auch aufgrund der sich abzeichnenden Haushaltslage. Unser Antrag setzt hingegen bei bestehenden Instrumenten an und fordert die Landesregierung auf, daran weiterzuarbeiten. Bereits in der letzten Wahlperiode gab es zur „dualen Karriere“ eine Initiative der Landesregierung. Bevor wir zusätzliche Maßnahmen beschließen, sollten wir uns genauer anschauen was bisher gut läuft und wo Nachbesserungsbedarf besteht.
Und in der ganzen Diskussion dürfen wir natürlich auch den Breitensport nicht außer Acht lassen, der mir und meiner Fraktion besonders am Herzen liegt. Bei aller Sympathie für Ihr Anliegen ist mir wichtig, dass die Aufwendungen des Landes für den Breitensport mit der Förderung des Spitzensports in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen.
Uns Grünen ist wichtig, dass wir über alle diese Fragen in einen konstruktiven Dialog mit dem Landessportverband einsteigen und uns auch die Lage in anderen Bundesländern genauer anschauen. Gibt es Best-Practice-Beispiele? Wie sehen aktuelle Fördermaßnahmen des Landes konkret aus? Wo gibt es Nachbesserungsbedarf?
Ich freue mich auf die Beratung, denn wir haben ein gemeinsames Ziel.