Neue Studie zur Finanzialisierung des Wohnungsmarkts – Große Investoren spielen Monopoly mit EU-Wohnungsmarkt

28. Januar 2022

Pressemitteilung

Brüssel, 28. Januar 2022

Eine neue Studie im Auftrag der Grünen/EFA-Fraktion zeigt eine fortschreitende Finanzialisierung des Wohnungsmarkts in der Europäischen Union. Die Studie „My home is an asset class: The Financialization of Housing in Europe“ belegt, wie Investoren und Investorinnen, erleichtert durch die Kapitalmarktunion, in Städten wie Berlin, Amsterdam  und Barcelona schnell erhebliche Mengen an Wohnraum aufkaufen. Dadurch haben allein in Berlin institutionelle Vermieterinnen und Vermieter wie Blackstone und andere große Unternehmen einen Umsatz von 40 Milliarden Euro durch Immobilien erzielt. Miet- und Immobilienpreise werden extrem in die Höhe getrieben. Allein zwischen 2020 und 2021 stieg der Immobilienpreis in Europa im Schnitt um 7,3 Prozent. In Deutschland fiel der Bestand an Sozialwohnungen auf vier Prozent, in Österreich und den Niederlanden liegt der Anteil an Sozialwohnungen auf dem Wohnungsmarkt bei 20 Prozent.

 

Die Grünen/EFA fordern die EU-Ministerinnen und -Minister auf, die aktuelle Entwicklung der Wohnungsmärkte auf die Tagesordnung der Konferenz zum Thema „Bau- und Wohnungswesen” am 7. und 8. März in Nizza zu setzen.

 

Rasmus Andresen, Sprecher der Europagruppe der Grünen im Europäischen Parlament und Mitglied im Haushalts- und Wirtschaftsausschuss kommentiert:

„Wohnen ist ein Menschenrecht und muss auch als solches auf politischer Ebene behandelt werden. Leider beobachten wir vermehrt die Umwandlung des Wohnraums in ein profitorientiertes Finanzprodukt. Die neue Studie zeigt einmal mehr die Notwendigkeit, das Problem interdisziplinär und im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren anzugehen. Immobilienfonds wie Blackstone treiben die Preisspirale massiv an. Wir müssen unsere derzeitigen Finanz- und Bankenregularien auf den Prüfstand stellen und untersuchen, inwiefern sie die Entwicklung des Wohnungsmarktes befeuern.

Wir müssen die Studie nutzen, um neue und präzise europäische Ziele für Entspannung auf den Wohnungsmärkten setzen. Wohnraum ist für Menschen da, nicht für den Profit.”

 

Hintergrund:

Zu den Vorschlägen der Studie zählt auch ein regelmäßiger Austausch zwischen Wohnungs- und Finanzministerien der EU, um für die vielschichtige Thematik Ideen auszutauschen und Lösungen auszuarbeiten. Ein erweitertes Mandat für die europäischen Zentralbanken soll in Erwägung gezogen werden. Dies soll als Reaktion auf die Immobilienpreisinflation durch eine strengere und sozial gerechte Regulierung von Hypothekenkrediten nach den Vorbildern Schweden und Neuseeland wirken. Deutlich ist auch die Forderung nach mehr Transparenz über institutionelles Eigentum am Wohnungsmarkt sowie die Verpflichtung von Investorinnen und Investoren zu sozial-nachhaltige Standards wie Mietpreisbindung und langfristige Mietverhältnisse.

 

Studie (EN): „My home is an asset class: The financialization of housing in europe“ Greens/EFA Study“

 

Zusammenfassung (EN): „My home is an asset class: The financialization of housing in europe“ Greens/EFA Summary“

 

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